Dienstagswort Die Echterdinger Fußball-Schiedsrichterin Melissa Joos spricht über ihre FIFA-Nominierung für internationale Aufgaben
Schon seit einigen Jahren führt der Weg der Echterdinger Fußball-Schiedsrichterin Melissa Joos steil nach oben. Bei den Männern pfeift die 27-Jährige mittlerweile in der Verbandsliga, zudem agiert sie in der Regionalliga als Assistentin an der Seitenlinie. Im Frauenbereich ist die Elektroingenieurin in der zweiten Saison in der höchsten nationalen Spielklasse unterwegs. Im Interview spricht sie nun über ihre jüngste Nominierung für internationale Aufgaben durch den Weltverband FIFA.
Frau Joos, hatten Sie denn über die Feiertage Zeit, vom Fußball abzuschalten?
Das habe ich ganz gut geschafft. Ich halte mich konsequent aus allen Hallenturnieren heraus und hatte so Zeit, mich um andere Dinge zu kümmern. Im Fernsehen bin ich allerdings schon mal bei den englischen Premier-League-Spielen oder beim Sindelfinger Junior-Cup hängengeblieben.
Wie waren Sie mit Ihren Einsätzen im Jahr 2018 ganz persönlich zufrieden?
Ich habe insgesamt rund 70 Spiele als Schiedsrichterin und als Assistentin absolviert und die Mehrzahl ist absolut problemfrei verlaufen. Es gab keinen Spielabbruch, kein Gewalt-Ereignis oder sonstige Probleme. Das Einzige, das mir negativ in Erinnerung geblieben ist, war eine Oberschenkelverletzung beim Regionalliga-Spiel in Offenbach im September. Da musste ich leider in der Halbzeit in der Kabine bleiben.
Wie beurteilten andere Ihre Leistungen?
Mir wurde von offizieller Stelle bestätigt, dass die Leistungen gestimmt haben. Ich bin beim DFB in einem Pool und habe von meinen Beobachtern ein gutes Zwischenzeugnis bekommen. Der Daumen ging nach oben.
In diesem Jahr könnten nun einige spannende internationale Aufgaben auf Sie warten...
Ich habe mich riesig über die Nominierung für die FIFA-Liste gefreut. Das hat mich völlig überrascht, weil das nichts ist, was man als Karriereziel hat oder für einen bestimmten Moment erwartet. Für mich ist es eine tolle Bestätigung für meine Arbeit in den vergangenen zwölf Jahren.
Wann könnte der erste Einsatz sein?
Wir haben erst einmal in drei Wochen einen DFB-Lehrgang zur Vorbereitung auf die Bundesliga-Rückrunde. Dann darf ich im Februar das Nachholspiel SC Sand gegen Turbine Potsdam pfeifen. International könnte es im Frühjahr spannend werden. Wobei meine ersten Aufgaben sicherlich nicht Champions-League-Spiele, sondern eher Jugend-Länderspiele sein werden. Ich würde gerne einmal nach Portugal reisen, da war ich noch nie.
Ist ein künftiger Einsatz bei einer Frauen-WM für Sie ein Ziel?
Ich habe keine Ziele, ich lasse alles auf mich zukommen. Ich bin als Schiedsrichterin schon deutlich weiter gekommen, als ich mir das jemals erträumt hatte. In der Männer-Bundesliga wie Bibiana Steinhaus werde ich aber sicher nicht landen, das ist unrealistisch. Aber ich werde sie und die Kolleginnen bei der Frauen-Weltmeisterschaft in Frankreich in diesem Jahr sehr intensiv studieren und dabei lernen.
Werden Sie 2019 noch mehr Spiele leiten?
Nein, die Anzahl wird ungefähr gleich bleiben. Ich werde allerdings mehr reisen, vor allem ins Ausland. Zum Glück habe ich mit meinem Arbeitgeber in Leinfelden eine Firma mit sehr viel Verständnis für mein zeitaufwändiges Hobby.
Das Gespräch führte Harald Landwehr